Star Wars: Episode 2 - Angriff der Klon-Krieger
Original-Titel: Star Wars: Episode 2 - Attack of the Clones
Herstellungsland: USA 2001
Regie: George Lucas
Buch: George Lucas
Jonathan Hales
Darsteller: Ewan McGregor
Natalie Portman
Hayden Christensen
Christopher Lee
IMDB-Link: IMDB: SW:EP2

Zehn Jahre sind seit den Ereignissen aus "Episode 1" vergangen, in denen aus dem Kind Anakin ein junger, ungestümer Jedi-Lehrling geworden ist, den sein Meister Obi-Wan Kenobi kaum kontrollieren kann. Als ein Attentat auf die Senatorin Amidala verübt wird, teilt man Anakin der ehemaligen Königin von Naboo als Leibwächter zu, während sich Obi-Wan aufmacht, die Hintergründe der neuerlichen Verschwörung aufzudecken.

Zuviel soll in der kurzen Inhaltszusammenfassung nicht verraten werden. Wer sich überraschen lassen möchte, sollte auf jeden Fall den folgenden "Aufsatz" überspringen (der weder alle Gedanken des Autors zum Ausdruck bringt noch alle Punkte eingehend analysiert), denn ich komme nicht umhin, massiv den Inhalt des Streifens zu spoilern. Meiner Meinung nach sollte man sich den Film unbeeinflusst ansehen (das empfehle ich eigentlich bei jedem Streifen), da zuviel Vorauswissen den Genuß bzw. die eigene Meinungsbildung verderben kann.

Der Film beginnt mit einem Knalleffekt; dem schon erwähnten Attentat auf Amidala (schnuckelig: Natalie Portman). Wieder einmal schmeißt Lucas den Zuschauer mitten ins Geschehen, wie man es aus allen bisherigen StarWars-Teilen bereits gewöhnt ist. Bis zur ersten großen Action-Szene dauert es dann auch nicht lang (auch dies kennt man aus den Vorgängern). Eine furiose Verfolgungsjagd, die vom optischen her auf mich den Eindruck machte, als hätte man die Taxi-Szenen aus "Das 5. Element" in die düstere Metropole aus "Blade Runner" verpflanzt, zeigt dem Publikum, wieviele bewegliche Objekte man heute auf der Leinwand darstellen kann. Wie schon im Vorgänger vermißt man ein wenig das typische "Star Wars"-Design; irgendwie wirkt alles ein wenig fortschrittlicher als in der Nachfolge-Trilogie. Jetzt könnte man einwenden, daß dies sogar beabsichtigt sei, stellt doch die Ideologie des späteren Imperium eine Art Rückschritt dar, die sich auch in der technologischen Entwicklung niederschlagen könnte. Allerdings ist meines Wissens nach beispielsweise Han Solos "Millenium Falcon" ungefähr 100 Jahre alt; weshalb das Design meines Erachtens nach erneut (ebenso wie in Episode 1) einen Stilbruch darstellt.

Anyway, nach der furiosen Einleitung wird es erst einmal verdächtig ruhig, nach meinem Geschmack etwas zu behäbig. Skywalker und Obi-Wan trennen sich; es folgt die unvermeidliche und überkitschige Liebesgeschichte zwischen Anakin und Amidala. Bemerkenswert ist dabei die "Kaminszene", in der sich Amidala und Anakin darüber einig erscheinen, daß sie nicht ihrer beider Zukunft für eine Affäre aufs Spiel setzen wollen: Warum trägt eine Frau, die keinerlei Interesse für sich in ihrem männlichen Begleiter wecken möchte, ein Kleid, das geradezu geeignet ist, im heterosexuellem Mann die Urtriebe zu erwecken? Die Macht in Anakin muß in dieser Szene besonders stark sein, denn statt unartikulierter Urlaute dringen wirklich noch komplette Sätze aus seinem Mund, während ein Teil des maskulinen Publikum in nicht näher von mir beschriebenen denn definierten Körperflüssigkeiten zu ertrinken droht, weil von Natalies Bekleidung in dieser Szene sowohl Phantasie als auch Hormone in von mir ebenfalls nicht näher beschriebenen denn definierten Zuständen zu Höchstleistungen angeregt werden, deren Manifestationen bzw. Spiegel ich einfach nicht erklären oder wiedergeben möchte, weil hier auch Jugendliche mitlesen könnten (eine Erklärung von der Alltagspsychologie her gesehen behält sich der Autor vor und kann natürlich gegen einen Unkostenbeitrag von ***setzen-Sie-hier-eine-Summe-ein*** jederzeit abgerufen werden).

Obi-Wan sind solche Anblicke leider nicht vergönnt, er darf sich mit dem Quasi-Pappi von Boba Fett auseinandersetzen. Wie im grandiosen (und meiner Meinung nach bisher besten Teil der "$tarWar$-Filme) "Imperium schlägt zurück" springt Lucas zwischen den verschiedenen Handlungssträngen hin und her, während ich mich langsam frage, ob ich nicht einfach ein Schläfchen wagen sollte. Lucas muß meine Gedanken gelesen haben, denn prompt schickt er Anakin einen Alptraum, der ihn seine Mutter suchen lässt (in diesem Moment erinnere ich mich gerade an die unerträgliche "Verabschiedungsszene" in Episode 1 und mir schwant Böses - der miesgelaunte Filmkritiker in mir ist plötzlich hellwach und tanzt um das goldene Kalb herum). Wir lernen Anakins Familie kennen, bei der sein Sohn später aufwachsen wird. Wir erleben auch den Tod seiner Mutter und daraus resultierend ein Gemetzel, das in Teilen dazu geeignet erscheint, die Jugend moralisch und ethisch zu desorientieren (inklusive einer "Gerade-war-mein-Kopf-noch-da-wo-er-sein-sollte-und-jetzt-nicht-mehr"-Szene - selbstverständlich ohne Blut, denn das wäre ja grausam. Dazu später mehr).

Ab dieser Szenenfolge gerät der Film richtig in Fahrt: Obi gerät in Schwierigkeiten; Ani und Ami (nicht zu verwechseln mit Charakteren von Enid Blyton) eilen ihm zu Hilfe und schließlich finden sich alle in einer Arena wieder, in der nicht nur Christopher Lee den Nero-Ersatz abgibt, sondern auch noch die Löwen-Äquivalente ziemlich groß sind und in einem Fall verdammt breit grinsen. Das ist nur Einleitung zu einem gigantischen Showdown, in dem neben Yodas Schwertduell besonders Natalies Outfit in Erinnerung bleiben (zumindest in meiner; wobei ich Natalie Yoda jederzeit den Vorzug gebe und ferner wieder nichts genaueres beschreibe oder definiere. Phantasiebegabte Kreaturen sollten sich Natalie mitsamt dem weiter oben erwähnten Outfit in einem Michael-Ninn-Streifen vorstellen, um einen Anhaltspunkt zu bekommen).

Das Schöne an der Sache ist: Trotz des eher trägen Anfangs funktioniert der Film - und zwar verdammt gut. Lucas ist es gelungen, die wichtigste Person des Filmes (im Hinblick auf die noch folgende Trilogie) entsprechend herauszuarbeiten. Anakin ist arrogant, teilweise erschreckend naiv und nicht in der Lage, seine Gefühle zu kontrollieren. In einer Szene mit Amidala wünscht er sich eine helfende Hand, die nicht nur über ihn, sondern auch über den Rest der Galaxie herrscht ("Das klingt erschreckend nach Diktatur", meint Amidala. "Wenn es funktioniert!" ist Anakins Antwort - Zyniker werden das statt einer Antwort eher als Stichwort verstehen). Später möchte er selbst allmächtig bzw. der mächtigste aller Jedis sein. Die Schuld dafür, daß er es nicht ist, sucht er bei Obi-Wan, der ihn nicht zu den Prüfungen zulässt, weil dieser seiner Meinung nach eifersüchtig auf seine Kräfte sei. Allerdings sind seine Ausbrüche zumindest in der letzten Situation bis zu einem gewissen Grad verständlich, hat er doch den Tod seiner Mutter nicht verhindern können.
Später gerät er in eine ähnliche Situation wie sein Sohn Luke im (vorläufigen) Abschluß der Saga und diese Szene verdeutlicht eventuell, warum er seinen Sprößling vor dem Imperator rettet. Statt der Demontierung eines der bekanntesten Bösewichtes des Filmes schafft es Lucas mit seiner Charakterisierung des jungen Anakin, die Sichtweise auf Vader zu bereichern.
Besonders wichtig in diesem Zusammenhang erscheint mir dabei eine Unterredung zwischen Yoda und Mace Windu (dargestellt von Samuel L. Jackson): Yoda weist Windu darauf hin, daß es schließlich an Anakin sein wird, der das Gleichgewicht der Macht wiederherstellen wird. Damit wird Luke von vornherein zum Beiwerk (aber das war er ja schon immer); wichtiger im Endkampf ist Anakin (wenn man sich allerdings erinnert, hat Lukes Einsatz auf dem 2. Todesstern wenig Einfluß auf den Sturz des Imperiums - sieht man davon ab, daß er Imperator und Vader von der Schlacht ablenkt. Jetzt werden wahrscheinlich die "Machtgläubigen" wieder aufschreien. Von der Szenenabfolge her aber ist der Tod des Imperators durch Vader im Grunde gar nicht notwendig, außer daß er Luke das Überleben sichert und dadurch der einzige lebende Jedi sein Wissen weitergeben kann).

Für die "alten Hasen" unter den "$W"-Fans ist natürlich der Charakter des (D)Jango Fetts nicht uninteressant, obwohl ich mich gefragt habe, warum man dem 'Vorfahr' eines Gegenspielers, der im Grunde eine eher beiläufige Rolle belegte und einen ebenso beiläufigen Abgang in "Return of the Jedi" spendiert bekam, soviel Platz einräumte (jaja, ich weiß, daß es ein SpinOff namens "Enemy of the Empire starring Boba Fett" gab - tut nur im Hinblick auf die Filme wenig zur Sache). Interessant wird Fett im Hinblick auf das Design am Schluß des Films, treten doch seine Klone in Rüstungen auf, die mehr als nur zufällig an die der "Stormtroopers" erinnern (zusätzlich sehen ihre Transportschiffe wie kleine Ausgaben der späteren "Sternenzerstörer" - und von mir (Schelm er zu sein scheint) scherzhaft genannten "Sternenzerkreuzer" - aus). Bemerkenswert darüberhinaus ist auch Fetts Abtritt, der fast ebenso beiläufig präsentiert wird wie der seines Sohnes in der Fortsetzung. Die Frage ist allerdings: Ist Fett der Vorfahr aller "Stormtrooper"? Warum sind dann die "Stormtrooper" lediglich Kanonenfutter, während Fett fast einen Jedi besiegt? Was will uns Lucas damit sagen? Verkommen dann die "Stormtrooper" durch Vermischung des "Fast-Jedi-tauglichen-Materials" mit "Nicht-Jedi-tauglichem-Material" zu eben dem erwähnten Kanonenfutter (wo habe ich ähnliches schon mal gehört)? Umgekehrt: Würde eine Vermischung von reichhaltig mit "midichlorianem" versetztem Blut eine besonders machthaltige Species ergeben? (Vorsicht: Ich wette, Lucas hat darüber nicht weiter nachgedacht. Das sind halt so Fragen, die nur irgendwelchen elitären Cineastentrüffelschweinchen[tm] wie mir manchmal durch die Birne geistern, wenn der Abend, die liquiden alkoholischen Appetithäppchen und die weiblichen Reize in einem der üblichen Realität nicht zu entsprechendem scheinenden Rahmen in einem zeitlich nicht genau zu bestimmendem Intervall auf die in diesem Zustand nicht genau zu begrenzenden kognitiven Margen einzuwirken beginnen und ich... shit, jetzt habe ich den Faden verloren!). Zusätzlich dazu: Welche psychologischen Auswirkungen mag es haben, wenn ein Sohn quasi den Kopf seines Vaters in den Händen hält, der gerade von Jedi-Rittern weggemetzelt wurde (und ich habe praktisch in der Szene darauf gewartet, daß die Birne Fetts aus dem Helm fällt)? Wird er die Jedi-Ritter hassen? Wird er deshalb Han Solo hassen, weil der mit einem "Naja, fast ein-"Jedi gemeinsame Sache macht? Weiß irgendwer, welchen erweiterten Sinn diese Szenen haben sollen?

Apropos Gewalttaten: Lucas zeigt selbstverständlich kaum Blut, denn das wäre... ja was? Sozial-Ethisch desorientierend? Einer MPAA-Freigabe hinderlich? Im Zeitalter der Kriege zu dicht an der Realität? Trotzdem wird in seinem Film geköpft und unfreiwillig (und vom medizinischen Standpunkt unnötig) zwangsamputiert, was das Zeug hält: Mindestens zwei Kopf- und eine Armamputationen werden hier detailliert - dafür ohne blutige Stümpfe - gezeigt (und solange so etwas verharmlost wird bzw. / oder ohne Splatter gezeigt wird, findet das auch unsere Gesellschaft gut - auch wenn mehrere Tausend Menschen wie z. B. im Todesstern der nachfolgenden Teile draufgehen - sind halt nur Klone von minderwertigem Blut - VORSICHT; IRONIE). Allerdings muß man zugeben, daß die unblutige Entfernung verschiedener Körperteile nicht ganz ohne Logik vonstatten geht (andererseits ist es für Lucas natürlich kein Problem, Explosionen im Weltraum mit kräftigen *KABUMM*-Sounds zu untermalen): Die Lichtschwerter versiegeln dank ihrer Hitze sofort eine Wunde.
Natürlich ist es in Anbetracht der Nachfolger nicht ohne Bezug, wenn Anakin einen Arm verlieren darf. Symbolisch erlebt er das gleiche wie vorher... äh, nachher..., wenn ihm im (bisher) letzten Teil der Saga sein eigener Sohn die Hand weghackt, dem er vorher ebenfalls eines dieser Körperteile chirurgisch und unblutig entfernt hat (siehe "Empire strikes back"). Immerhin liebt ihn Amidala (oder ist es Padmé) auch ohne Arm - diese Szene ist eigentlich ein Verweis auf die "Unterentwicklung" der bisherigen Technik, während der Rest erheblich fortgeschrittener wirkt (vgl. "Empire", wo Luke eine künstliche und anatomisch nicht von einer echten Hand zu unterscheidende Prothese bekommt)..

Fazit No1: Am Anfang einschläfernd; in Teilen vorhersehbar, vieles nur abgekupfert (siehe dazu auch IMDB). Die Meinung von Kritikern, die halt keine $W-Fans sind, kann ich durchaus nachvollziehen, was Unlogik, unrealistische Sachverhalte im allgemeinen und ringförmige Explosionen im besonderen angeht.

Fazit No 2 (und erheblich wichtiger als #1): Voller Symbolik, die die Saga zumindest in Teilen neu beleuchtet oder ergänzt. Gefallen hat mir die recht dunkle Stimmung des Films, wobei die erste Hälfte eher zum Gähnen anregte. Trotz allen Vorbehalten nach "Empire strikes back" der beste Teil der Saga. Warum? Nicht so langweilig wie Episode 4(in dem nur Han Solo glänzte und Luke und Obi nervten -abgesehen von den zu ihrer Zeit spektakulären, aber auch heute in der SE nur schlechten bzw. aufgesetzt wirkenden F/X) oder der Abschluß der Saga (von Ewoks wird mir noch heute übel; genauso wie von Han ohne "Millenium Falcon"), aber aufgrund der Defizite am Anfang trotz "entlehnter" (sollte ich sagen: eigenplagiierter) Erzählstruktur nicht ganz so gut wie "Empire", den ich als einen der besten Unterhaltungsfilme aller Zeiten bezeichne. Trotzdem: "The old magic still works" (zumindest bei mir! Ich frage mich bange (und erwartungsfroh), wie deprimierend erst der Abschluß aussehen wird, wenn schon das Mittelwerk an manchen Stellen eine sehr bedrückende Stimmung verbreitet). Denjenigen, denen der erste Teil zu kinderfilmgemäß war, sollte "Episode 2" eigentlich zusagen, hat Lucas doch anscheinend aus den Fehlern gelernt. Wer "Episode 1" allerdings schätzte, wird mit dem Nachfolger eventuell Probleme haben.

Vielleicht revidiere ich mein Urteil, nachdem ich diesen Streifen mehrmals gesehen habe, aber nach einmaligem Ansehen komme ich halt zu diesem Fazit. Szenen, warum ich den Film mehrmals sehen möchte, gibt es genug (alleine schon in Hinsicht auf die Portman. Ruhe bitte - wenn euch die gute Natalie nicht gefällt, könnt ihr ja weiterhin Theron, Jolie (bäh!) oder Richards (bähbörps) anhimmeln! Sagte da jemand Marceau? Habe ich schon jemals von "Fanfan"...*steinenausweich* *wegrenn*)


(c) 2002 Hannes Schwarz