Faculty
Original-Titel: Faculty
Herkunfstland: USA 1998
Regie: Robert Rodriguez
Buch: Kevin Williamson
Darsteller: Jordana Brewster
Clea DuVall
Famke Janssen
Piper Laurie
Robert Patrick
Salma Hayek

Die Filme von Robert Rodriguez zeichnen sich durch perfekt stilisierte Bilder und rasante Action aus, die durch ein dürftiges Handlungsgerüst verbunden werden. Für Rodriguez scheint nur eine Regel zu gelten: Erzähle was Du willst, aber langweile den Betrachter nicht, sondern überrasche ihn immer wieder durch neue Einfälle - auf Nerven und Geschmack kann dabei keine Rücksicht genommen werden! Beste Beispiele dürften "From Dusk till Dawn" und der von mir hochgeschätzte "Desperado" sein.
 Umso skeptischer war ich, als ich erfuhr, daß Rodriguez in Zusammenarbeit mit Kevin Williamson einen absolut typischen Hollywood-Film drehe. Schlimmes stand zu befürchten. Einige der respektlosen vielversprechenden Regisseure sind bereits von Hollywood vereinnahmt worden; man denke nur an Sam Raimi, der nach 'Evil Dead' wenig wirklich Bedeutendes hervorgebracht hat. Gleiches scheint auf John Woo zuzutreffen.
 Williamson schrieb die Drehbücher für 'Scream' und 'Scream 2' sowie 'I know what you did last summer', ferner ist er mitverantwortlich für die Teenie-Soap "Dawson's Creek". Williamson ist im Grunde ein Plagiator, der die Slasher-Filme in- und auswendig kennt und immer wieder neue Varianten erfindet, indem er die alten Geschichten vermischt, parodiert und im besten Fall auf den Kopf stellt.
 Seine Hauptpersonen und -Zielgruppe sind Teenies, denn er weiß, daß gerade Jugendliche solche Geschichten lieben. Nach mehreren Filmen der gleichen Art ist man von dieser Masche aber schon fast gelangweilt, denn auch die Williamson-Methode hat sich mittlerweile totgeritten und verkommt selbst zum Standard (man denke an ein Machwerk wie "Düstere Legenden").
 So ist auch die Story von "Faculty" ein Konglomerat verschiedenster Klassiker: Beim Thema bediente man sich bei Don Siegels 'Die Körperfresser kommen' und schmiß ein wenig von Carpenters 'The Thing', Cronenbergs 'Parasite Murders' und Camerons 'Aliens' in den Zutatentopf:

Außerirdische übernehmen die Macht an der Schule einer Kleinstadt. Nur ein paar Teenies nehmen den aussichtslosen Kampf gegen die Aliens auf. Fertig!

Die Story ist typischer Williamson - und die Inszenierung typisch Rodriguez. Rasant führt uns die dürftige Handlung von Höhepunkt zu Höhepunkt, auch wenn der Stil geglättet und weniger gewalttätig ist. Die Spezialeffekte sind superb und teilweise recht blutig. Trotzdem wird das Ergebnis kaum jemanden zufriedenstellen: Dem Rodriguez-Fan ist das zuviel Standard, dem Gorehound zu unblutig und dem Horror- und SF-Fan zu wenig neues. Popkornkino für zwischendurch - schnell und schnell vergessen, aber wenigstens nicht absolut ärgerlich. Zumindest ich habe mich gut unterhalten gefühlt, weil es Spaß machte, die Verweise auf die Klassiker zu suchen und eben des erwähnten rasanten Tempos wegen. Im Kreise einer Horror-Video-Nacht mit guten Freunden und entsprechender Stimmung kann ich den Streifen mit ruhigem Gewissen empfehlen.

 Ich wünschte, Rodriguez und nicht Carpenter hätte 'Vampires' inszeniert! Ich wünschte aber auch, daß Williamson endlich mal ein wirklich eigenständiges Drehbuch schriebe, daß sich nicht aus dem Fundus der Klassiker bedient und keine Teenies als Hauptpersonen bietet. Ferner wünsche ich mir, daß Rodriguez demnächst wieder einen reinen 'Erwachsenenfilm' abliefert. Auch wünsche ich mir ein kaltes Bier, schönes Wetter und eine Menge Geld - aber das gehört nicht hierher!

Anzumerken wäre noch das sehr gute Bild und der Ton der DVD (Widescreen). An Extras gibt es sonst nicht viel: Trailer und ein paar Texttafeln. Ärgerlich sind die Zwangsuntertitel beim Originalton. Wer den Film zudem nicht kennt, sollte vor dem Ansehen nicht allzusehr auf das animierte Menu achten, denn es nimmt ein wenig das Ende vorweg.


1999 Hannes Schwarz