MIIB: Men in Black II
Original-Titel: Men in Black II
Herstellungsland: USA 2002
Regie: Barry Sonnenfeld
Buch: Barry Fanaro
Robert Gordon
Darsteller: Will Smith
Tommy Lee Jones
Lara Flynn Boyle

Sonntage sind nicht seltener als andere Tage. Trotzdem bieten sie neben offensichtlichen Nachteilen wie geschlossenen Geschäften die Möglichkeit, entspannt bestimmte Dinge zu vorgezogener Stunde zu unternehmen, die sonst auf den Abend verschoben werden müssten. Dazu gehört auch der Kinobesuch in der angenehmen Gesellschaft guter Freunde, die man sonst tagsüber nur selten zu sehen bekommt. Die Auswahl des entsprechenden Films gestaltete sich unerwartet schwierig, weil das derzeitige Angebot nicht gerade zu Freudestaumeln einlädt. Meine Wahl fiel auf "8 Frauen"; leider wurde ich gnadenlos überstimmt (und ich hatte gerade kein gutes Argument zur Hand: Die Katze nebst Grill befand sich sicher zu Hause verwahrt; die Drohung, eines der im Übermaß die Straße flankierenden Blagen in einem nahe gelegenen Wasserbehälter zu ersäufen, hätte angesichts der nicht gerade kinderfreundlichen Einstellung meiner Gesellschaft eher zu Beifallsbekundungen, begleitet von frenetischem Applaus, denn zur Überzeugung beigetragen). So fügte ich mich der Mehrheit und wir lösten die Karten für "MIIB".

Die Agents J und K sind zurück. Diesmal nehmen sie es mit einem schleimigen Tentakel auf, der vorübergehend die ausgesprochen ansprechende Gestalt von Lara Flynn Boyle angenommen hat.

Eingangs sei gesagt, daß ich kein wirklicher Freund der "Männer in Schwarz" bin. "MIB" ist in meinen Augen eine nette Komödie mit einer originellen Ausgangssituation, die, mit Spezialeffekten gespickt, keinen wirklichen Höhepunkt denn eine Dramaturgie, die diese Bezeichnung verdient hätte, aufzuweisen hat. Wer den Trailer sieht, kann sich den Rest ersparen, weil fast die gesamte Story und die besten Gags bereits in der Vorschau präsentiert werden.
Nachzügler erfolgreicher Filme haben es in der Regel schwer, weil Grundmerkmale wie die handelnden Personen sowie des Umfeldes, in dem die Story spielen wird, bereits bekannt sind und als "Standards" eingeordnet werden. Meist bedienen sich Fortsetzungen bestimmter Charakteristika des Vorgängers, um dann fehlende Substanz und Innovation mit mehr Action und Spezial-Effekten auszugleichen. Das Endprodukt ist häufig eine gesichtslose, uninspirierte Melange unterschiedlichster Einzelteile, das weder dem Original gerecht wird noch vom Unterhaltungswert wirklich befriedigend ist. Die Filmgeschichte weist nur sehr wenige Fortsetzungen auf, die neben dem Vorgänger bestehen können. Die Produzenten der nicht nur in kommerzieller, sondern auch in inhaltlicher Hinsicht erfolgreichen Nachfolger hatten oftmals den Mut, den Stil radikal zu verändern, ohne dabei den Geist des Originals zu verraten. Gute Beispiele wären z. B. "Aliens" von James Cameron oder auch "Mad Max II" von George Miller.
"Men in Black II" (oder kurz "MIIB" genannt) weist solche Tugenden nicht auf. Fast jedes Element des Vorgängers wird aufgegriffen, wiederholt und/oder übertrieben. Das "Blitzdings"-Gerät kommt inflationär oft zum Einsatz, das Fahrzeug kann jetzt auch fliegen und Coolness ist immer noch alles. Viele alte Bekannte aus dem ersten Teil bekamen erweiterte Rollen (selbst der vorher nur nebenbei erwähnte Michael Jackson ist diesmal - wenn auch glücklicherweise nur ganz kurz, so daß der Magen kaum Zeit zum Rebellieren bekommt - im Bild zu sehen), dienen aber fast ausschließlich als Gaglieferanten, ohne wirklich in die Story integriert werden. So hangelt sich der Streifen von Effektgewitter zu plattem Gag zu Verweis auf den Vorgänger und wieder zurück, ohne daß so etwas wie Spannung oder richtig gute Laune aufkommen möchte. Ich kann nicht beurteilen, ob der niedrige Gelächterpegel des Publikums in der von mir besuchten Vorstellung repräsentativ ist. Mir und meiner Begleitung konnte "MIIB" nur hin und wieder ein Lächeln oder gar einen hörbareren Laut von Fröhlichkeit entlocken - ebenso schien es dem Rest der Kinogänger zu gehen (eventuell ist auch die deutsche Synchronisation mitschuldig).
"MIIB" ist nicht wirklich schlecht, aber trotzdem schlicht überflüssig, weil er nicht die geringste Substanz hat - vergleichbar mit einer nicht sonderlich spektakulären Achterbahnfahrt, die ein paar nette Ausblicke bietet, den wahren Thrill mit dem damit verbundenen echten Amusement jedoch vermissen lässt. Wem ein Haufen Spezialeffekte sowie die Wiederbegegnung mit den Helden des ersten Teils für einen Kinobesuch ausreicht, kann dem Film eine Chance geben. Der Streifen ist allerdings nach dem Ansehen sofort vergessen, wobei nicht einmal der Hauch einer Erinnerung zurückzubleiben scheint - für einen abendlichen Kinobesuch nach einem arbeitsreichen Tag, bei dem man sich keiner Anstrengung mehr aussetzen möchte, eventuell geeignet, aber nicht für den Sonntagnachmittag, den man statt dessen besser im Biergarten verbringen sollte.

Zuletzt ein Wort zum Kinobesuch: Wer ein solch unscharfes Bild mit entsprechend schlechtem Ton serviert, muß sich nicht wundern, wenn ein weiterer Filmfan demnächst DVD-Konserven dem "Erlebnis Kino" vorzieht. Ich habe keine Lust, bei Nachtszenen konzentriert die Leinwand nach Details abzusuchen. Lautstärke ist ebenfalls nicht gleichbedeutend mit gutem Klang. Kino ist kein billiges Vergnügen, deshalb kann ich auch erwarten, ein dem Preis entsprechendes Gesamtprodukt präsentiert zu bekommen - und keinen mürrischen Filmvorführer, der mich darauf hinweist, daß alle anderen Kunden zufrieden sind. Dies war mein letzter Aufenthalt im Kinocenter Oberhausen.


2002 Hannes Schwarz