Wild Things
Original-Titel: Wild Things
Herstellungsland: USA 1998
Regie: John McNaughton
Buch: Stephen Peters
Darsteller: Matt Dillon
Kevin Bacon
Neve Campbell
Denise Richards
Theresa Russel

In einer kleinen Stadt in Florida behauptet die Schülerin Kelly, der sehr beliebte Lehrer Sam Lombard habe sie vergewaltigt. Da Kelly nicht gerade den besten Ruf hat und eine Verurteilung des Lehrers sehr zweifelhaft erscheint, beginnt ihre einflußreiche Mutter, Sam systematisch gesellschaftlich zu ruinieren. Der Lehrer verliert seinen Job, eine Hypothek auf sein Haus wird nicht verlängert und ein von Kellys Mutter engagierter Schläger trachtet ihm nach dem Leben. Die Lage verschärft sich noch, als sich eine zweite Schülerin zu Wort meldet und Sam ebenfalls der Vergewaltigung bezichtigt.

[Vorsicht: Wer den Film nicht kennt, sollte nicht weiterlesen. "Wild Things" ist ein Film, bei dem zu viel Information den Spaß vollends verdirbt].

Dies ist nur der Auftakt zu einem Verwirrspiel, in dem die Sympathien des Zuschauers für die agierenden Personen mehrmals wechseln werden. Präsentiert sich der Film anfangs als High-School-Drama, wandelt er sich bald zu einem Thriller mit zumindest für das amerikanische Publikum provozierenden Erotik-Szenen. Regisseur McNaughton (bekannt durch seinen kontroversen "Henry - Portrait of a Serial Killer" und den ironischen SF-Film "The Borrower") inszenierte das Soap-Thriller-Gemisch mit augenzwinkernder Leichtigkeit, ohne dabei seine Protagonisten allzusehr zu karikieren.
Der Clou des Streifens, mit den Erwartungen des Zuschauers zu spielen, ist meiner Meinung allerdings auch sein größtes Manko. Nach dem ersten "Story-Twist" begann ich, alles für möglich zu halten und war dann auch nicht mehr wirklich überrascht, wenn wieder ein Charakter "umkippte" (erstaunt wäre ich eher gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre). Dabei ging natürlich jede Anteilnahme an den Charakteren verloren, weil nie wirklich sicher ist, wieviel in manchen Szenen ausgelassen wird bzw. welche Rollen die beteiligten Personen innerhalb dieser Szenen wirklich spielen. Man beschränkt sich in der Folge auf bloßes Zuschauen und Herumknobeln; welcher der Beteiligten letztendlich überleben wird, ist dabei nebensächlich geworden.
So ist "Wild Things" denn auch nur ein halbwegs vergnüglicher Zeitvertreib ohne jegliche Bedeutung oder Aussage, der ziemlich bald nach dem Ansehen wieder vergessen ist. Denise-Richards-Fans kommen voll auf ihre Kosten, denn in "Wild Things" darf die Frau zeigen, was heute so alles durch plastische Chirurgie möglich ist (für mich persönlich ist sie das fleischgewordene Abbild einer "Barbie"-Puppe). Gegen Richards Freizügigkeit wirkt denn auch Neve "No FFN" Campbell erwartungsgemäß ziemlich blaß (mag auch sein, daß nur ich das so empfinde, weil auf meiner Erotik-Skala die gute Neve ungefähr auf einer Höhe mit Jar-Jar Binks rangiert).

Anzumerken wäre noch, daß das Gerücht, daß die Auflösung des Films erst während des Abspanns präsentiert wird, nur ein ebensolches ist. Die zusätzlich gezeigten Szenen räumen lediglich einige mehr oder weniger offene Fragen aus, deren Klärung man durchaus der Phantasie des Zuschauers hätte überlassen können.


2002 Hannes Schwarz