Wing Commander
Original-Titel: Wing Commander
Herstellungsland: USA 1999
Regie: Chris Roberts
Buch: Chris Roberts
Darsteller: Freddy Prinze Jr.
Saffran Burrows
Mathew Lillard
Tchéky Karyo
Jürgen Prochnow
David Warner

Etwas vermessen erscheint es schon, daß Chris Roberts seinen "Wing Commander" im StarWars-Jahr 1999 in die Kinos bringt. Allerdings konnte der Film daraus zumindest bei der Premiere Kapital schlagen: 20th Century Fox zeigte den zweiten Trailer für Episode 1 das erste Mal einem Publikum, das teilweise nur deshalb ins Kino rannte! Einige amerikanische Kritiker bemerkten danach, daß der Trailer das beste am Film gewesen sei. Es hagelte schlechte Bewertungen: Schauspieler, Tricks, Kameraführung, Kulissen, eine nicht zu durchschauende Story und ähnliches wurde bemängelt (Schaut man sich die schlichte Story an, mit der weder ich noch Freunde von mir Verständnisprobleme hatten, fragt man sich schnell, welches geistige Niveau man erfüllen muß, um in Amerika Filmkritiker zu werden).
Die Story präsentiert sich reichlich schlicht: Die Kilrathi, eine von Katzen abstammende außerirdische Rasse, überfallen einen Stützpunkt der Menschheit und bringen dabei einen Navigationscomputer in ihren Besitz, der unter anderem auch die Koordinaten der Erde enthält. Da die gesamte Flotte der Erde nicht mehr rechtzeitig die Erde erreichen kann, muß die Besatzung des Trägerschiffes 'Tiger's Claw' die Aggressoren zwei Stunden aufhalten.

'Wing Commander' war ursprünglich eine erfolgreiche Computerspiel-Serie. Seit dem 3. Teil wurden die Zwischensequenzen durch Videos ersetzt, in denen namhafte Schauspieler auftraten: Neben Mark Hamill, Jason Bernard und Tom Wilson war auch Dauerbösewicht Malcom McDowell in der Casting List vertreten. Die Herstellerfirma Origin setzte damit neue Standards in der Qualität und Ausstattung von Computerspielen. Nach dem vierten Teil der Serie stieg der Designer Chris Roberts aus und gründete seine eigene Firma "Digital Anvil". Irgendwie fand er noch die Zeit, sich einen langgehegten Traum zu erfüllen und drehte seinen ersten Kinofilm.

Der Film orientiert sich am ersten Teil der Spiele-Serie. Die Kulissen entsprechen exakt den Vorgaben aus den digitalen Vorgängern, auch die wichtigsten Charaktere wurden aus dem Spiel übernommen. Die Darsteller (allen voran Matthew Lillard in der Rolle des ein wenig abgedrehten Todd 'Maniac' Marshall) gehen in Ordnung, das größte Problem sind allerdings die Tricksequenzen und die sehr einfache Story. Daß Roberts kein Multimillionenbudget zur Verfügung stand (Gerüchte sprechen von 20 Millionen $), sieht man den computergenerierten Effekten auch an. Zudem hätte man sich eine komplexere Story gewünscht, die weniger klischeebeladen und leicht vorherzusehen ist. Das war bereits eines der wenigen Mankos der Serie - Roberts bediente sich dort ebenfalls bei alten Kriegsfilmen und Space Operas wie Kampfstern Galactica. Darauf kommt es aber den Fans der Quasi-Vorgänger nicht an: Wichtiger ist es, ob das Flair und die Charaktere überzeugend übernommen wurden, und diese Frage kann man teilweise mit 'Ja'  beantworten. Ein etwas größeres Budget hätte dem Film mit Sicherheit gut getan. Wenn man den Streifen nicht allzu ernst nimmt und ihn als Geschenk für die Fans ansieht, kann man sich mit Sicherheit gut unterhalten, zumal man (wohlgemerkt als Fan) auch ein paar kleine Details wie die Herkunft von Todd Marshalls Rufzeichen spendiert bekommt.
Nicht-Kenner der Serie werden allerdings den Kopf schütteln über die dumme, kriegsverherrlichende Geschichte und die schwachen Tricks. Da sie zudem mit den Charakteren nicht vertraut sind, werden sie ihnen platt und klischeemäßig vorkommen - was sie auch sind. Ich bin dennoch der Meinung, daß man mit Chris Roberts' Regiedebut nicht so hart umgehen sollte.
Am meisten hat mich die Optik der Kilrathi gestört, die allerdings nur selten im Bild zu sehen sind: Waren sie in den Spielen noch richtig knuddelig anzusehen, hat man sie für den Film ihres Felles beraubt. Nacktkatzen sind einfach nicht niedlich! Außerdem wären sie ein guter Merchandise-Artikel gewesen (schwerbewaffnete Kuscheltiger in den Kinderzimmern - mhm, vielleicht doch keine so gute Idee)!

Eine abschliessende Bewertung verkneife ich mir, da ich den Streifen mit einer Horde von "Wing-Commander-Veteranen" auf DVD gesehen habe und das Happening in eine regelrechte Party ausgeartet ist. Da wurde jeder bekannte Name bejubelt und beklatscht, "Anekdoten" aus den "Kilrathi-Kriegen" ausgetauscht und soviel gute Laune verbreitet, daß zumindest mir der Film in guter Erinnerung bleiben wird. Daß keiner der Anwesenden "Wing Commander" sonderlich ernst betrachtet hat, dürfte damit klar geworden sein.

Nach dem Flop dürfen wir wohl nicht mehr mit einer Fortsetzung rechnen (böse Zungen behaupten, das wäre auch ganz gut so).


2000 Hannes Schwarz